Samstag, 21. Oktober 2017

Verbrannte Häuser und verwelkte Tulpen.


Nataly Ritzel
Verbrannte Häuser und verwelkte Tulpen. Hermann Ritzel und Edmund Husserl.

Hermann Ritzels These „Sind synthetische Urteile a priori möglich?“, wurde 1916 in Husserls „Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung“, im Jahr nach H.Ritzels Tod, 
veröffentlicht. Die Abhandlung beginnt mit einer nüchternen, nichtemphatischen Einstieg in Kants analytische Urteilstheorie und endet mit einer Betrachtung empirischer Daten der charakterisierenden Bezeichnungen von Eigennamen.
Ob und wie der Übergang von der Möglichkeit und warum eine empirische eindeutige Festlegung von Eigen- namen für eine weitere Untersuchung Husserls Ideen und Logischen Untersuchungen wichtig sein könnte, geht nur indirekt aus dem Text hervor. Im März 1915 hatte er noch einen Brief von Edmund Husserl erhalten (dem er seine Ab- handlung zugesandt hatte) mit eine kurzen Antwort und der Empfehlung, er möge sich tiefer und verstärkt mit den Paragraphen der Logischen Untersuchungen beschäftigen.
Zu Hermann Ritzels Biographie selbst lässt sich anfügen, daß er im Frühjahr 1915 knapp 35 Jahre alt war (ge- boren am 14.Mai 1880 und gefallen am 17.Mai 1915), er hatte seine Studien 1899 in Heidelberg begonnen, dann in München studiert, war aus unklar gebliebenen, medizinischen Gründen gezwungen gewesen, 1905 die Studien mehrere Jahre zu unterbrechen, hatte ab 1911 diese wieder aufgenommen und 1913 und 1914 zwei Doktorthesen eingereicht, deren erste von Alexander Pfänder abgelehnt worden war und die zweite eben jene schon genannte über „synthetische Urteile a priori“ betraf.
Die Tatsache, daß der Titel „Sind synthetische Urteil a priori möglich“ in Immanuel Kants eigenen Worten – die Frage nach der ureigentlichen Möglichkeit von Naturwissenscha stellt, könnte eine erste Anregung zu einer Frage nach dem naturwissenscha lichen Hintergrund von Hermann Ritzel sein.
Während seiner Studien der Philosophie und Literatur in München, habe er, so gibt er selber an, Vorlesun- gen von Conrad Röntgen und Graetz, wie auch Vorlesungen zur Wirtschaftswissenschaften  bei Lujo Brentano gehört, zur Kunst bei Wölfflin.


Eine Gruppe junger und ehrgeiziger Männer zu schildern, deren Ambitionen sich in und mit einer geistigen Revolution wie der Relativitätstheorie zwischen 1905 und 1914 bewegten, mag eine Herausforderung sein, eine Figur dabei gewaltsam herauszunehmen, sie zu isolieren, ihre geistigen Bemühungen zu individualisieren und andere in den Hintergrund treten zu lassen, abzuschatten, mag gerade in Zeiten der Quantenphysic und ihrem Entstehen das eigentliche Ziel verfehlen lassen. In der Silhouette einer Gruppe mit hitzigen Diskussionen scheint das Porträt des Hermann Ritzel nur auf eine abwesende Figur passen: Ein Mensch, der persönliche Briefe an seinen Bruder mit dem Familiennamen unterzeichnet. 









https://adobe.ly/2gtAcuS

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.